Foto: Elham Hamedi
Die neue Orgel steht – im kleinen Foto farblich markiert – deutlich präsenter im Raum als zuvor
Die "neue alte" Orgel wird zu Recht so bezeichnet. Eigens für die Luisenkirche wurde ein Instrument neu konzipiert und produziert – dieses jedoch inspiriert durch historische Vorbilder des Barock. Das Gesamtkonzept ist eine klangliche Weiterentwicklung der Berliner Schule Joachim Wagners (1690–1749), die über seine Schüler Marx und Migendt hinausgeht und durchaus auch Anklänge an Johann Wilhelm Grüneberg beherbergt (der 1780 eine Orgel für die Luisenkirche gebaut hat). Insgesamt verfügt die Luisenorgel über ein vielseitiges, dennoch stilistisch spätbarockes Klangbild.
Aufgestellt wurde die neue Orgel wie zuvor in der Mitte der Mittelempore, aber deutlich weiter vorn als die vorherige Walcker-Orgel. So ist das neue Instrument aus der Kirche gut sichtbar und zugleich die Klangabstrahlung in den Raum deutlich verbessert.
Die Orgel ist mit einer rein mechanischen Spiel- und Registertraktur gebaut. Sie umfasst Hauptwerk, Positiv und Pedal mit insgesamt 29 Registern auf Schleifladen.
Das Positiv ist mit eigenem Prospekt mittig plaziert. Das Hauptwerk steht auf zwei Windladen rechts und links davon. Und das Pedalwerk ist, getrennt durch einen Stimmboden, im Hauptgehäuse ganz hinten aufgestellt. Die Klaviatur mit zwei Manualen und Pedal ist zentral an der Vorderseite angelegt; das bietet kurze Trakturwege.
Trotz beschränkter Bauhöhe auf der Empore der Luisenkirche ist ein wohlproportionierter Prospekt entstanden, der sich organisch aus den Proportionen des Raumes entwickelt.
Principal 8'
Bordun 16'
Viola di Gamba 8'
Rohrflöt 8'
Octava 4'
Spitzflöt 4'
Quinta 3'
Superoctava 2'
Cornett 3-fach
Mixtur 4-fach
Trompet 8'
Manualkoppel I-II
Pedalkoppel Manual I
Pedalkoppel Manual II
Salicional 8'
Gedackt 8'
Quintadena 8'
Fugara 4'
Principal 4'
Flute travers 4'
Nassat 3'
Waldflöt 2'
Tertia 13/5'
Sesquialtera 2-fach
Mixtur 3- bis 4-fach
Oboe d'amour 8'
Tremulant
Cimbelstern
Subbass 16'
Gemshorn 8'
Violon 8'
Quinta 6' (optional)
Octava 4'
Posaun 16'
Trompet 8'
Die Gesamtkosten für Herstellung und Einbau der Luisenorgel betragen rund 845.000 Euro. Durch Kollekten und Konzerteinnahmen, durch eine großzügige Einzelspende sowie durch Zuwendungen des Landes Berlin über die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin sind davon bereits drei Viertel gesichert, so dass das Projekt starten konnte – herzlichen Dank an
Rund 200.000 Euro muss die Gemeinde jedoch noch aufbringen und benötigt dafür dringend Mithilfe. Bitte unterstützen Sie das Vorhaben mit Ihrer Spende.
Auch mit einer Patenschaft für eine oder mehrere Orgelpfeifen können Sie den Orgelbauverein bei diesem Projekt zielgerichtet fördern. Mehr darüber erfahren Sie im Abschnitt Pfeifenpatenschaft.
Die Bauzeit betrug rund ein bis zwei Jahre. Der Auftrag war bereits 2021 erteilt worden, die Arbeiten in der Orgelbauwerkstatt haben im August 2022 begonnen. Das Instrument wurde ab Dezember 2023 in der Luisenkirche installiert und schließlich bis zum Frühjahr 2024 intoniert. Die Einweihung erfolgte mit einem Festgottesdienst am 23. März 2024.
Auch während der Bauphase musste die Gemeinde nicht ganz auf Orgelmusik verzichten. Die kleine Schuke-Orgel im Kirchenschiff bliebt und bleibt weiter erhalten; sie hat zwischenzeitlich Gottesdienste und Gemeindegesang in der Luisenkirche begleitet.
Über einzelne Schritte des Entstehungsprozesse finden sich kurze Berichte in den Meldungen.
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Verwendungszweck: Luisenorgel
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Mit dem Bau der Luisenorgel ist ein renommiertes Unternehmen aus den Niederlanden beauftragt worden: die Orgelmakerij Reil B.V. in Heerde.
Reil gilt als führend in der Restaurierung historischer Orgeln und im Neubau solcher Instrumente. Das Familienunternehmen wurde bereits 1934 gegründet und hat seit 1985 mehr als 60 Orgeln gebaut oder restauriert. Eindrucksvolle Referenzen sind neben vielen anderen die Instrumente in der Oude Kerk in Amsterdam und der Stadtkirche St. Nikolaus in Rosenheim.
Firmengründer Johann Reil, 1907 in München geboren, lernte Orgelbau zunächst in München, ab 1928 dann in Augsburg und Basel. 1929 ging er in die Niederlande und machte sich dort 1934 selbständig. Nach seinem frühen Tod 1960 führten die Söhne Albert und Han Reil den Betrieb fort und stellten die Orgelbaumeister des 16., 17. und 18. Jahrhunderts in den Mittelpunkt der Firmenpolitik. Seit 2001 leitet Dipl.-Ing. Hans Reil, der Sohn von Han, nun in der dritten Generation das Unternehmen mit aktuell 27 Mitarbeitenden.
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Foto: Erik Peel
Ende September 2022 besuchte eine Gruppe aus der Luisengemeinde die Orgelmakerij Reil vor Ort. Dass schon einige Materialien und sogar schon Bauteile der künftigen Lusienorgel zu sehen waren, erfreute die Reisenden natürlich besonders. Gerade wurde am Spieltisch gearbeitet. Orgelbaumeister Hans Reil führte die rund 20 Interessierten durch seinen Betrieb und erläuterte einzelne Arbeitsschritte, wie die Fertigung von Pfeifen aus großen Metallplatten oder das Formen runder Holzelemente mittels einer Vakuumpresse.
Zugleich bot die Visite in Holland Gelegenheit, einige unterschiedliche Orgeln der Niederlande kennenzulernen. So waren wunderbare Konzerte in der Grote Kerk von Epe, in der Andreaskirche in Hattem, der Bouvenkerk in Kampen (mit einer 1999 von Reil neu gebauten Orgel) und nicht zuletzt in Amsterdams Oude Kerk zu erleben.
EINE NEUE ALTE ORGEL FÜR LUISE: IM HERZEN ♥ CHARLOTTENBURGS ENTSTEHT EIN BAROCKES KLANGDENKMAL